Samstag, 9. Juli 2011

Anders

Alles.

Das Kind trauert anders. Und als er reden wollte, hatte ich keine Zeit.
Jetzt weiß ich, dass ich mir Zeit hätte nehmen sollen.

Aber heute weiß ich auch, dass die Fahrt mit dem Dicken die Letzte war.

Er fehlt mir.
Er fehtl mir sowas von.
Ich vermisse ihn, und ich wünschte, ich hätte ihn nicht "überlassen".
An Tagen wie diesen freut man sich über Eigentum. Ein Stück Land. Und lass' es nur einen Wald sein.
Hach.
Spätestens wenn die Liese ...
Sorry. Da komm ich ja wohl nicht umhin.
Der Möter.
Tja. Der Möter.
Er war ein "Produkt" vieler Zeitgenossen.
Er kam in eine Großfamilie.
Ur-Oma, Opa, Oma. Onkel mit Ische. Cousine und Freund, Mutter und Partner. Bruder und ich. Und eben der Dicke.
Von jedem hat er mitgenommen.
Er war Wasser.
... und beim Element Wasser ist es besonders schwer nicht nachtragend zu sein.
Der Dicke war auch gerne "frei". Und er hatte sicherlich auch einige Grenzerfahrungen im Straßenverkehr. Man konnte es ihm nicht abgewöhnen.
Selbst im Hohen Alter, also hier, ging er mal "aus".
Hinten schloß der Zaun nicht zum Boden ab.
25 cm in etwa.
Es war Herbst, er wähnte sich alleine im Garten.
Und ich stand da, sah, dass er unterm Zaun in Freiheit zieht, rufe und renne ihm nach, er hat die Ohren nach vorn gestellt und Tauber Hund gespielt. Er war ja alt, und so konnte ich ihn relativ leicht einholen.
Dann hielt er, guckt mich an und kam mit.

Eines Tages hats geklappt und ich hab den Dicken gesucht. Und gesucht.
Sogar im Tierheim angerufen (apropos: Ihr Arschlöcher! 20 Stunden warten, dann zahlen, erst dann suchen oder melden. Ihr seid ein Pack!).
Er hat sich woanders eingenistet.
Der Brüller war:
Eine Mutter hat ihm am Spielplatz aufgelesen. Und der anderen übergeben, die ja auch zwei Hunde hat.
Die hat ihren großen dann weggesperrt und den Dicken im Wohnzimmer gelassen. Dort hat er erst mal ordentlich reingehauen, dann hat er es sich im Weimeraner-Korb gemütlich gemacht.
Die Frau hat dann die Halsbandnummer angerufen (den Opa seinerzeit!), der hat mir dann ihre Nummer übermittelt.
D war unterwegs, aber auf dem Weg.
Ich konnte nicht weg, weil der Zwerg fieber hatte (einmal! ausgerechnet!)
Sie hatte ganz frisch ein Baby. Und der Mann war unterwegs.
D war direkt dort, zu der Zeit stand die bei mir.
Und sie hatte eine ähnliche Wohnung.
Ich wette, der Dicke hat noch nicht mal gewusst, dass irgendwas anders war. Der andere Hund war wohl wieder mal weggesperrt.

Tja. Dickie.
Schön, dass ich Dich nochmal haben durfte.
Und ich bestehe darauf, dass ich keine Begradigung des Laufs zu bilden versucht habe.
Ich hab Dich sein lassen, in Dingen, die ich ertragen konnte (Du durftest ganz frische Liesen-Würste essen! Und da hätte ich jedesmal kotzen wollen, wenn ich nur wusste, dass Du Dich mal wieder einsam im Garten wähntest! Du Schwein!). In anderen musste ich einfach durchgreifen.
Aber die medizinische Behandlung hättest Du mich machen lassen sollen.
Nein. Du hast es noch boykottiert!
Und weil ich mich eben auch da nicht durchsetzen wollte - mein Baby! ich wollte Dir niemals Schmerzen zufügen! - habe ich auch hier einen Streifen auffer Scheibe.


Du fehlst mir.
Du warst ein Hund.
Und gerade deshalb ist es so absurd, dass ich eins, der wenig noch schlagenden Herzen, eine derartig lange Verbindung hatte.
Ich mag vielleicht nicht am Stück da gewesen sein, aber er war nie lange von mir getrennt. Meinen Bruder hat er nach 12 Jahren, kurz vor seinem Tod wieder gesehen.
Meine Mutter seit 10 Jahren nicht mehr.
Er hat neue Sprossen kennengelernt. Leute, die ich nicht kenne.
Tja. Er war eben Familie. Und er hat alle gekannt. ER wusste wie's war.
Er wusste wen es gab. Er kannte Alle!
Sogar meine Ur-Oma.

Er war ein Teil der Familie. Er war meine Familie.
Ist das nicht tragisch? Irgenwie. Leben wohl.
Und weils Leben eben ein Boomerang ist, kommt am Montag der Bruder zurück. Für immer, vielleicht?

Ich weiß es nicht.
Und nun erzählen andere die Geschichte.

Ich bin traurig.
Er war kauzig.
Er war ein gnaddeliger, auf taub/stumm schalten könnender Onkel.
Und meine Tränen schmecken nicht nach Hund. Die schmecken nach Gefährte!

Danke. Danke Stickie




autofahren war schon so seins:

aber eher weniger wegen der Fahrt, eher wegen der nachfolgend neuen Impressionen. Reviere. Wie gesagt, ein sehr freigeistiger "Onkel".





Aber es war schön mit Dir.

Ich hoffe, ich habe die letzten Tage  noch Fotos gemacht.
Ein letztes wäre schön. Ich möchte das was ich in meinem Kopf habe, gerne sehen.
Sein Kopf auf meinem Schoß. Ich habe ihn "rübergestreichelt".
So schön eingeschlafen.
Och Dickie.

Ciao.
Ich hoffe, ich treffe Dich in meinen Träumen.

1 Kommentar:

  1. Ach menno... Aber es ist doch ein Trost zu wissen, dass Du ihm weiteres Leiden ersparen konntest. Und glaub mir, das weiß er. Du wirst es in seinen Augen gesehen haben.

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