Wir haben ihn nochmal mitbekommen

Gestern verlief dann doch alles anders ...

Gerade wollten wir in den Garten raus, sehe ich Blutstropfen auf dem Boden. Das naheliegendste war, dass die Liese wieder läufig ist.
Ist sie aber nicht.
Der Dicke hat seinen Tumor geschleckt, bis er offen war.

Ich bin dezent in Panik verfallen und hab erst mal der Freundin abgesagt.
Dann hab ich seine Tierärztin angerufen, die auch GsD Notdienst hatte. Bzw. deren Assistentin, aber es ging mir ja um die Akte. N hiesiger TA hätte die nicht, in die Klinik wollte ich eh nicht (furchbar teuer).
Also. 14 Uhr.
Währenddessen gings im Kopf los. Die Nachbarin winkt ja auch ständig mit der Zaunlatte, dass SIE ihn ja schon längst erlöst hätte. Der hat doch sooooooooooooooo schmerzen.
Und wenn das Geschwür nun "aufgeplatzt" ist? Müssen wir wirklich die Spritze setzen lassen?
Ich hab den Onkel angerufen, dem ja eigentlich der Hund gehört.
Sagt der: Das schaff' ich nicht!
Mann! Das sind noch 1,5 Stunden! Und wenn DU DEINEN Hund nochmal sehen willst, WIRD das zu schaffen sein!
Ja. Er versuchts ...

Losgefahren. War sehr schwierig für den Dicken, wie soll er nur sitzen?
Ne halbe Stunde später waren wir da.
Den Dicken wollten wir die Treppen hochtragen, kaum beuge ich mich, nimmt er Anlauf und hüpft hoch.
Am Telefon klang die Assistentin wie ne Russin, ich war mehr als positiv überrascht, als da so ne elfenhafte Spanierin mit Tochter im Behandlungsraum saß.
Er kennt den Laden ja. Und sofort lief er zu den Fressständen.
Heben lässt er sich ja eigentlich nur von mir, das hat aber weder D noch die TA abgehalten, es zu versuchen. Ein graus da zuzugucken. Weil eigentlich muss man dem Dicken nur den linken Arm hinhalten, da hängt er seine Vorderpfoten ein, dann kann man seinen Hintern ganz bequem mit dem rechten Arm stützen und hochgehen. Macht er schon immer so. Seit wir/ich ihn habe/n. Wenn andere da zusehen würden, würde er es wahrscheinlich bei allen so machen, aber tspft.
So musste das Tier zweimal quietschen und eigentlich verzeih' ich nur der Senorita.
Sie hat dann gemeint, das Ding wär' so schön zu entfernen, aber in seinem Alter noch ne Narkose, könnte sie nicht verantworten (da wächst mein Hals gen Onkel aber ganz heftig! Ich habe ihn regelrecht angefleht, den Möter in jungen Jahren kastrieren zu lassen - und nu hammer die scheiße!).

Was soll ich tun?

Sagen ob er eingschläfert werden muss?

Hm. Er macht so einen lebenslustigen Eindruck, er ist so neugierig, ich würde mich fühlen, als würde ich morden, wenn Sie möchten, dass ich ihm ne Spritze gebe.

Puuuuuuuuuuuuuuuh!
Wie können wir ihm helfen? Das tut doch sicher weh.

Er bekommt Antibiotika und Schmerzmittel. Für seine Leber wär's gut, könnte er Spezialfutter bekommen (hmmm. mal sehen wie sich das mit der Liese vereinbaren lässt).

Dann wurde er gewogen. 10,3 Kilo!
Er hat Idealgewicht! Und das dank der Nur-Hundefutter-und-Hundeleckerlies-Diät!
Als er noch bei der Oma war, hatte er dank Butterkeksen, Hanuta und Essensresten stolze 16,9 Kilo.
Beim letzten Besuch dort im Frühsommer letzten Jahres hatte er 12,9 Kilo. Da war die TA mehr als begeistert! Ideal für einen Hund seiner Größe ist ein Gewicht zwischen 9 und 11 Kilo. Na  also!

Er hat dann ne erste Schmerztablette bekommen, dann einen Shot Antibiotika. Ausserdem haben wir Lösung mitbekommen, mit der wir den entzündeten Tumor (wie kann was krankes krank werden?!) abtupfen können.

Und so konnten wir nach 70 EUR wieder nach Hause. Mit Hund. Ohne Begraben in Oma's Garten (die sich bestimmt fürchterlich aufgeregt hätte! Aber das ist mir wurscht! Der kommt in keine Verwertungsanlage!).

Die TA könnte ich noch immer umarmen. So was liebes ... unglaublich. Ihre Tochter, geschätzte 7, eine wahnsinns-Schönheit. Olivfarben wie die Mama nur mit irren Augen. Nicht wirklich blau, nicht grün, nicht grau. Ne Mischung die auch noch schwarz umrandet ist. Und auch ne wirklich liebe. Kein gezicke, obwohl wir ihren Nachmittag versaut haben.

Gut. Jetzt hab ich den Dicken nochmal wieder. Das wär schon schlimm gewesen, weil er seit Kiko hier ist, auch regelmäßig Streicheleinheiten einfordert. Da war er vorher nicht so.
Schmerzmittel für 3 Monate, die ihm wohl das Restleben erleichtern werden.
Gestern auf der Autobahn lief in meinem Kopf der Möterfilm. Wie wir ihn bekommen hatten. Er durfte in den Hof um zu strullern, und dann hat er sich nicht mehr reingetraut, weil ihm die schwarzen Mülltonnen nicht vorbeigelassen haben. Was hab ich gelacht, andere geschimpft, als er frühmorgens um sechs versucht hat, die Tonnen zu verbellen.
Oder wie er n Tag lang verschwunden blieb. Überall haben wir ihn gesucht. Und irgendwann liefen wir auf einen Bauernhof. Wohlwissend, dass dort eine grooooße alte Schäferhündin lebt. Wir standen da, haben ihn gerufen. Die Schäferhündin hat versucht uns fort zu jagen, Da kam aus der Hundehütte unser Dicker, hat sich von ihr verabschiedet und kam mit uns nach Hause.
Mit der war er dann recht häufig unterwegs, und die Sucherein nach ihm war nicht mehr ganz so lang.
Als sie dann vom Auto überfahren wurde (war mit nem anderen Hund unterwegs - die Schlampe!) hatte er einen geschlagenen Monat Liebeskummer.
Als der Dicke mit dem Motorrad angefahren wurde ... kam er in mein Bett und war so heulig schmusig. Erst als ich aufgestanden bin, hab ich gesehen, dass er geblutet hat. Woher wusste kein Mensch.
Abends - ich war gerade auf dem Weg ins Bad - kam einer aussem Dorf und hat gefragt, obs dem Hund gut geht. Äh. Ja. Warum? Der ist mir heute morgen ins Motorrad gerannt, aber dem ist nix passiert.
Oh Mann!

Und der Dicke ist noch so ein kleines Bindegliedchen an meine Ur-Oma. 16 Jahre alt war ich, als wir ihn bekommen haben. Da war er schon vier Monate alt.
Und nu ist seine Zeit fast abgelaufen. Drei Monate sagt die Senorita. Und zu lange sollten wir es auch nicht zögern. Aber er wirds uns zeigen ....

Meine Worte! Warum lass ich mich immer so aufhetzen?!